DOLCE FAR NIENTE!

Eine Wochenendreise nach PARMA – die Geschichte vom besten Croissants mit Aprikosenmarmelade bis zum Star-Wurtsproduzenten Antica Corte Pallavicina.

Genau ein Jahr lang konnte ich Parma meine Heimat nennen, diese relativ unbekannte Stadt am gleichnamigen Fluss in der Emilia-Romagna. Nun, die meisten wissen zumindest, dass Parma Geburtsort für einen der köstlichsten Schinken und Käse der Welt ist: PARMIGIANO REGGIANO und PROSCIUTTO DI PARMA. Doch erst dort sollte ich lernen, dass auch VERDI und TOSCANINI hier geboren wurden.

Wochenendreise Parma

Reiseideen für Parma für eine kulinarische Wochenendreise

Noch heute erinnert mich jeder Nebel Tag an die dort verbrachte Zeit und mit Wehmut denke ich zurück an mein Jahr als Studentin an der Universität der gastronomischen Wissenschaften (SLOW FOOD), die bis vor kurzem in Colorno, unweit Parmas, angesiedelt war. Freundlich empfangen hat sie mich nicht diese Stadt, denn sie hüllte ihr Antlitz ab November in einen 5 Monate andauernden Nebelschleier, der sich zart, aber beharrlich über die Stadt legte. Umso mehr versuchte man hinter diesen Schleier zu schauen und zumindest in meinem Fall führte das, was ich sah zu einer hoffnungslosen Vernarrtheit in diese beschauliche Stadt…Vielen Dank für eine unvergessliche Zeit!

Es ist Samstag 7:45 Uhr und das unbarmherzige Piepsen des Weckers reißt mich aus meinen Träumen. Ich bleibe noch fünf Minuten liegen und lausche den Geräuschen, die aus dem Innenhof an mein Ohr dringen. Töpfe klappern und die die zeternde Stimme der italienischen Mamma aus dem Stock unter mir lassen mich schmunzeln. Schnell in die Jeans geschlüpft, denn der frühe Vogel fängt den Wurm, oder in meinem Fall, umgeht die Schlange an meinem Lieblings Gemüsestand.
Ich schnappe mir mein Fahrrad und trete in die Pedale, erster Stopp: eine kleine Bar in der STRADA CARLO PISACANE, die meines Erachtens die BESTEN CROISSANTS mit APRIKOSENMARMELADE anbieten (hier "brioche/cornetto con marmellata" genannt). Ich setze mich auf die Stufen des wunderschönen BATTISTERO von Parma, das im Morgenlicht rosa schimmert und beobachte die PIAZZA DUOMO IN PARMA mit ihren tausenden knubbeligen Steinen, die jeder Signora mit Absatzschuhen eine Meisterleistung abringen.
Nachdem ich auch noch die letzten Krümel verputzt habe, geht es für mich auf die andere Seite des Flusses, vorbei an der PIAZZA GARIBALDI PARMA über den PONTE DI MEZZO (Brücke). Im Schatten der Kirche SANTISSIMA ANNUNZIATA stelle ich mein Fahrrad ab und gehe federnden Schrittes zum wöchentlichen Bauernmarkt auf die Piazza.
Allerhöchste Zeit, denn die gleiche Idee hatte schon einige andere, wie ich zähneknirschend feststelle. Wie immer sind die längsten Schlangen vor dem Stand des ANTICA CORTE PALLAVICINA, die einer der besten Wurstproduzenten der Emilia Romagna sind und beispielsweise den exquisiten CULATELLO herstellen.

Ich hingegen peile, wie jeden Samstag, die linke hintere Ecke der Piazza an, wo mein Gemüsestand bereits belagert ist. Wie üblich fällt die Auswahl nicht leicht, weil einfach alles so gut aussieht. Ich entschließe mich aber letztendlich für Kürbis, rote Beete, Radicchio und ein Sträußchen Salbei. Bei dem Gedanken an die parmenser Spezialität Tortelli die Zucca (Kürbisravioli), die ich mit dem Kürbis machen werde, läuft mir jetzt schon das Wasser im Mund zusammen. Dann geht es weiter zum nächsten Stand auf der rechten Seite der Piazza. Hier gibt es nicht nur eine fantastische Schafskäseauswahl (die Ricotta ist einfach himmlisch!), sondern auch die wahrscheinlich besten Cannoli außerhalb Siziliens. Ich hatte Glück, denn ein Stück ist noch übrig. Noch schnell ein paar Zwetschgen eingekauft und weiter Richtung Hauptbahnhof, über die PIAZZA DELLA PACE, wo der nächste Markt auf mich wartet.

Kaum auf der VIALE PAOLO TOSCHI angelangt, verlässt mich angesichts der Menschenmassen fasst wieder der Mut, aber die Aussicht einige Schnäppchen zu erhaschen ist zu verlockend. Lasst das wühlen beginnen, lautet die Devise, denn die besten Angebote findet man nicht an den Ständen, die feinsäuberlich die Kleider aufhängen, sondern wirklich auf den berüchtigten Wühltischen. Ausdauer lohnt sich und so düse ich zufrieden mit einem feuerroten Kleid von Benetton für 10€ nachhause. Dort angekommen verstaue ich gerade meine Errungenschaften, als meine Mitbewohnerin fragt ob ich Lust auf das BESTE PANINO IN PARMA bei PEPEN habe Borgo S. Ambrogio, 2; 43121 Parma. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen schließlich ist diese kleine PANINOTECA eine parmenser Institution! Noch heute schmecke ich das herzhaft-saftige Spacca Panino jenes Tages und mein Magen knurrt geräuschvoll beim Gedanken daran. Wollen wir doch einmal schauen ob ich irgendwo einen Kürbis für meine geliebten Tortelli auftreiben kann…

© Genussreisen / Autor: Ines Söder