Geheimtipps Lissabon aus erster Hand

Eine Reise nach Lissabon...

...zwar nicht im Nachtzug, wie in der fesselnden Geschichte von Pascal Mercier beschrieben, sondern bequem mit dem Flugzeug. Dennoch - die Begegnung hautnah mit Menschen und Kultur in dieser faszinierenden Stadt ist das Besondere - und zeichnet diese, wie all die anderen Reisen bei Genussreisen, aus. Heute erzählt unsere Gastgeberin aus Lissabon, Claudia Monteiro, über Ihr Leben, über ihre Leidenschaft für Portugal, ihre Lieblingsplätze und die Menschen in dieser pulsierenden Metropole.

Reisetipps für Lissabon

Claudia, Du bist eine gebürtige Engländerin, dennoch hast Du ein Apartment in Lissabon. Was war der Grund, warum wolltest Du ausgerechnet in Lissabon Deinen zweiten Wohnsitz errichten?
Meine Wohnung liegt im Alfama-Viertel. Als ich in den 90ern in Lissabon studierte, wohnten die meisten Freunde von mir hier, in dieser Gegend. Hier gingen wir aus und aßen in Restaurants, die von begeisterten Menschen aus den unterschiedlichsten Regionen Portugals eröffnet wurden. Die Betreiber all der Cafés, kleinen Bars oder Lebensmittelgeschäfte erhalten das Gefühl, in einer lebendigen Gemeinschaft eingebunden zu sein - zwar lebe ich in der Hauptstadt, dennoch das Leben in den Straßen dieses Viertels fühlt sich an, als wäre ich Teil einer eng zusammengewachsenen Gemeinschaft, in der jeder zählt.
Ich fand das Apartment vom ersten Augenblick an unglaublich schön - ja, es war Liebe auf den ersten Blick - das große Wohnzimmer mit den großen, auf den Fluss Tejo blickenden Fenstern. Es hat nicht ganz eine Minute gedauert, um eine endgültige Entscheidungen für den Kauf zu treffen.

Kulinarische Reise Lissabon

Was macht den besonderen Charme von Lissabon aus?
Ich kam im Jahre 1990, mit 18 das erste Mal in diese Stadt, schon damals begeisterte mich der unverwechselbare Charme, die vibrierende Atmosphäre - ein Mix aus alter Nachbarschaft, die sich beinah wie das dörfliche Leben anfühlt - gepaart mit zeitgenössischen, aufregenden Events und Veranstaltungen. 
25 Jahre später ist die Mischung aus Alt und Neu noch immer da - die Stadt erfindet sich immer wieder neu - auch in der schlimmsten Zeit der Wirtschaftskrise bleibt sie innovativ und aufregend.
Spaziere ich durch die Straßen Lissabons, entdecke ich immerfort alteingesessene Schuhmacher-Läden, Antiquitätenhändler der alten Schule neben neuen Designer-Shops und trendige Lokale. Hipp & Alt Seite an Seite - das macht den unverwechselbaren Charme von Lissabon aus.

Dazu kommt der einmalige, landschaftliche Reiz dieser Stadt - die 7 Hügel Lissabons, von hier die unglaubliche Sicht auf den Tejo. Von Lissabon aus kann man zu den großartigsten Stränden, Surfplätzen an der Atlantik in weniger als 30 Minuten gelangen.
Ich kann mich keiner anderen europäischen Stadt entsinnen, die mit einer derart abwechslungsreichen Vielfalt an Erlebnissen direkt vor der eigenen Haustür aufwartet.

Um sich an einem fremden Platz richtig wohl und zu Hause zu fühlen, braucht man das vibrierende Leben der Nachbarschaft ganz besonders. Wie fühlst Du Dich, wenn Du in Lissabon ankommst, Deine Wohnungstür aufsperrst? Was machst Du als erstes in Alfama?
Ich lebe 5 Minuten von Alfama entfernt, das bedeutet, Du hast dieses abgedrehte Gefühl inmitten mittelalterlichen, engen Gassen, die Orientierung verlierend den Duft alter Zeiten zu atmen - dieser wohlbetonte 5-Minuten Abstand zu Alfama garantiert wiederum die Ruhe und Abgeschiedenheit von all den Touristenströmen, die sich tagsüber durch diese Gassen schieben.
Alfama ist wiederum nicht nur mittelalterlich - dieses Stadtviertel erzählt einem lautstark die spannendsten Geschichten über die Seele seiner Bewohner - wie sie sich über ihre ganz nah gegenüberliegenden Fenster unterhalten, den neuesten Tratsch und Klatsch von Haustür zu Haustür genüsslich diskutieren. Dieses Lebensgefühl erwartet mich, wenn ich in meiner Wohngegend in Lissabon ankomme, eine besonders offene, freundliche Atmosphäre, wie man sie vom Lande kennt - bodenständig und aufrichtig.

Als erstes gehe ich immer zu meinem örtlichen Kaffee-Shop, zum Pastelaria Na Na, von den Inhabern Senhor Manuel und Dona Joana geführt. Sie sind wahrlich der Mittelpunkt der Gemeinschaft hier. Alle halten hier an, um ihren Kaffee am Morgen zu trinken, ein schnelles, einfaches hausgemachtes Mittagessen zu sich zu nehmen. Sogar der Postbote isst hier. Senhor Manuel und Dona Joana sind ein wunderbares Ehepaar in ihren 60er Jahren - ich empfehle jedem meiner Gäste, mindestens einmal hier vorbeizuschauen. Der stark ansteigende Tourismus ändert vieles in dieser Stadt - dennoch glaube ich fest daran, wenn jeder der Lissabon-Besucher ein traditionsreiches Lokal, so wie das Pastelaria Na Na unterstützt, diese besucht und ihre bodenständige, traditionsreiche Kost geniesst, werden diese Lokalitäten lange noch das Bild und den unwiderstehlichen Charme Lissabons prägen.

Lissabon für Geniesser

Was sind Deine Insidertipps in Lissabon - Was empfiehlst Du Deinen Gästen, wohin zum Frühstück in Lissabon, zum Mittag- und Abendessen, auf welchem Markt am besten zum Einkaufen gehen?

Direkt bei Lisbon’s Feira da Ladra (Lisbon’s berühmter Flohmarkt - übrigens nur 10 Minuten von meiner Wohnung entfernt) liegt ein wunderbarer Garten, Jardim de Botto Machado genannt (mit einem für Lissabon so typischen Aufzug erreichbar). Der Kaffee Clara Clara bietet eine unschlagbar grandiose Sicht auf den Tejo, der perfekte Hotspot, um einen Kaffee, ein Glas Wein zu trinken, ein Buch zu lesen, oder einfach den am Fluss entlangsegelnden Schiffen zuzuschauen.

Das Café Maravilha ist ein hübsches Café- und Bildergalerie gleichzeitig, es liegt nicht ganz 5 Minuten von meinem Apartment entfernt - dort wo die Rua Washington auf die Rua Vale de Santo António trifft. Hier schmeckt der Kaffee richtig gut, der Wein, das Essen, ein Brunch am Wochenende - einfach perfekt. Gut zu wissen: die Betreiber bieten hier vegetarische und vegane Köstlichkeiten an.

Für alle, die nach etwas höherwertigem in Sachen kulinarischer Erfahrung Ausschau halten, empfehle ich das Faz Figura, 10 Minuten vom meinem Apartment entfernt. Ein elegantes Restaurant - hier sitzt man dem Tejo ganz nah, als könnten man die Hände in den Fluss tauchen. Die Menüs kosten um die 30 bis 45 Euro. 
Und dann möchte ich nicht verschweigen, dass sich das Bica do Sapato, (das berühmte Gourmet-Restaurant von John Malkovich) ebenfalls hier in der Nähe, talabwärts, 10 Minuten zu Fuß von meiner Wohnung befindet. Hier geht die Lissabonner Glitzerwelt speisen!

Und was sollte man an einem langen Wochenende in Lissabon keinesfalls versäumen, was gehört unbedingt auf die Liste der Reise-Erlebnisse in Lissabon?
Zum ultimativen Lissabon-Erlebnis gehört das Kaffee- oder Weintrinken in einem der lokalen Kaffeehäuser in den engen, lauten Gassen oder bei einem der Miradours, diesen abgedrehten Shops auf den Hügeln Lissabons mit dem fantastischen Blick über die Stadt.
Sie müssen unbedingt das nachbarschaftliche Leben in den Vierteln von Graca oder Alfama entdecken - an warmen Sommerabenden das pulsierende Leben um sich spüren: Kinder sausen mit ihren Fahrrädern vorbei, alte Frauen säubern ihre Eingangstreppen mit frischem Wasser, schräge Typen verkaufen Caipirinhas aus einem Loch in der Gassenwand.
Lissabon ist voll voll Events und Festivals - Straßenmusik hört man an jeder Ecke. Die Lissaboner Opera ist klein aber wirklich hübsch, das Centro Cultural in Belem bietet ein wirklich tolles Veranstaltungsprogramm mit lokalen und interessanten Konzerten.
Um ein wenig Ruhe in der Stadt zu tanken gehen Sie in den Jardim Botanico - er ist eine stille Wohltat und niemals wirklich voll.
Und bitte versäumen Sie nicht, eine Eiscreme bei Santini´s zu kosten - ich habe an keinem anderen Platz dieser Welt ein besseres Eis gegessen als hier in Lissabon!