Wir stellen vor: Genusshelden aus der Region Vorarlberg 

Das zweitkleinste Bundesland Österreichs ist ein Ort der Vielfalt und der Kontraste, auch wenn man es anfänglich nicht glauben mag, aber Tradition steht hier im absoluten Einklang mit Innovation und einem Quäntchen verrücktem Pioniergeist.

Wir haben mit Simon Vetter vom Vetterhof gesprochen und seine Sichtweise auf die Region, inklusive Reise-Tipps für den Vorarlberg-Urlauber und Geheimzutaten für einen unvergesslichen Kurzurlaub in Vorarlberg erfahren. Übrigens: Der Hofladen von Simon Vetter ist jeden Freitag geöffnet und am Samstag findet man den Vetterhof mit einem Stand auf dem Markt in Dornbirn.
 

Voralberg Geheimtipps für Urlauber.
Tradition, Vielfalt und auch ein Hauch Exotik - der Vetterhof bietet eine faszinierende Mischung, ähnlich wie auch der Destination Vorarlberg selbst.


Über 300 Jahre Tradition - das ist der Vetterhof in Lustenau

Seit über 300 Jahren bewirtschaftet Familie Vetter den Boden in Lustenau.

In den 80er Jahren entschieden sich Annemarie und Hubert Vetter, die Eltern von Simon und Raphael, für eine alternative Form der Bewirtschaftung und nahmen so eine Vorreiterrolle im Biolandbau in Österreich ein. Mitte der 90er Jahre wurde es auf ihrem Hof im Zentrum von Lustenau zu eng.

Gemeinsam mit dem renommierten Architekten Roland Gnaiger planten und bauten sie ihren neuen Hof mitten im Vorarlberger Rheintal, genauer gesagt im Ried zwischen Dornbirn und Lustenau. Im Jahr 1996 siedelten sie dann mit Sack und Pack (oder in ihrem Fall auch mit Kindern und Rindern) um und bewirtschaften seither inmitten des "Central Park" der Rheintalstadt ihre Felder. Die Rinder gibt es mittlerweile bewusst nicht mehr und auch sonst hat sich viel getan im Gemüseparadies Vorarlberg. Simon Vetter verrät uns mehr.
 

Vorarlberg Insidertipps
Der Vetterhof: ein Beispiel für Tradition und Innovation und einer Prise verrückten Mutes.


Genussreisen: Simon, Du bist sozusagen zwischen Rindern und Gemüse aufgewachsen. Wenn du an euren Weg zurückdenkst, was waren eure Meilensteine?
 

Simon Vetter: Die Umstellung auf "Bio" war damals ein absolutes Novum in der Region und nicht selten galten meine Eltern fast als "Freaks". Doch es hat sich herausgestellt, dass wir mit unserem Ansatz keine Eintagsfliegen sind, im Gegenteil, wir haben Kunden, die seit 40 Jahren bei uns einkaufen.

Dann kam die Entscheidung sich rein auf Gemüse zu spezialisieren, was ein langer Prozess war, aber wir im Tal haben einfach die Alternative, während man in den Höhenlagen fast nur Tierzucht betreiben kann, was dann ja aber andere Schätze, wie die Vorarlberger Sennkultur bedingt. Aber am Einschneidesten ist wahrscheinlich, dass wir nicht mehr Einzelkämpfer sein müssen und möchten."


Genussreisen: Was meinst du genau damit? 
 

Simon Vetter: "Nun, sicherlich wird diese Entwicklung durch den Standort "Vorarlberg" bedingt. Die Landwirtschaft ist extrem klein strukturiert und es gibt nicht wirklich Großbauern. Es gibt viele Jungbauern wie uns, die mittlerweile eng zusammanarbeiten und gemerkt haben, dass man davon profitiert.

Wir verschenken beispielsweise pflanzliche Biomasse als Futtermittel, bekommen dafür aber wiederum den natürlichen Dünger aus der Viehzucht! Man kann hier wirklich viel verändern, muss aber immer die Nähe zum Kunden suchen. Landwirtschaft ist immer der Versuch auf einem gegebenen Standort eine Antwort zu liefern. Sei es eine Antwort auf das Terroir, aber auch auf die Nachfrage, die herrscht.  Wo wir heute im Gemüsebereich mit Fine Dining zu tun haben, wäre vor 15 Jahren die Zeit noch nicht reif gewesen."
 

Genussreisen: Was bedeutet diese geänderte Nachfrage denn ganz pragmatisch für euch als "Gemüsebauern"?
 

Simon Vetter: "Ehrlicherweise bringt das eine fast nur positive Entwicklung für uns, die aus der sehr engen Kooperation mit Chefköchen entsteht. Da hilft man sich auch schon einmal aus.

Sei es bei einem Produktionsüberschuß mit der Entwicklung von neuen Produkten oder komplett neuen Verarbeitungsformen, wie Pastinaken- oder Rote Rübenschinken oder Kochi und Fermentiertem, wie es beispielsweise Jonathan aus dem Hirschen in Schwarzenberg tut. Wir versuchen ihm dann wiederum entgegenzukommen und setzen uns beispielsweise mit ihm zusammen für die Pflanzpläne des nächsten Jahres. Es ist uns wichtig, zu verstehen, was gut angekommen ist und was vielleicht auch nicht." 

 

Die Redaktion: Unser Reise-Angebot im Hotel Hirschen finden Sie hier!

 

Fermentation von Gemüse

Hotel Hirschen - Das Restaurant und die Fermentation Österreich (c) Florence Stoiber


Genussreisen: Bei den ganzen Veränderungen, gab es etwas, was Dich richtig überrascht hat?
 

Simon Vetter: "Absolut und ob man es glaubt oder nicht, das war der Anbau von Soja in unsere Pflanzfolge. Nicht nur können wir damit die Gemüse-Nebensaison überbrücken. Das Zeug ist einfach richtig gut und hat uns ein vollkommen neues Produkt beschert - Edamame aus Vorarlberg. Was wiederum auch bei unseren Kunden richtig gut angekommen ist."
 

Simon Vetter Interview Vorarlberg
Simon Vetter - er ist ein eingefleischter Kohlrabifan (obwohl er in diesem Bild herrliche Krautköpfe in der Hand hält:-)


Genussreisen: Ist Soja dann auch dein persönliches Lieblingsgemüse geworden?
 

Simon Vetter: "Nein, das ist tatsächlich der einfache Kohlrabi: Frisch vom Feld ist der einfach unschlagbar und ich kann zum Beispiel gar nicht nachvollziehen, wieso alle so auf Spargel abfahren."


 

Genussreisen: Apropos abfahren...was kannst du als Einheimischer für Highlights geben, wenn Jemand für ein paar Tage in die Region kommt.

 

Simon Vetter: "Ob man es glaubt oder nicht, aber Architektur ist ein Riesen Ding in unserer Region und da gibt es ein Paar echte Highlights: In Krumbach entstanden zusammen mit dem Architekturzentrum in Wien, dem Vorarlberger Architektur Institut und sieben Architekturbüros aus der ganzen Welt, ganz außergewöhnliche Bushäuschen, die absolut sehenswert sind. Auch das VAI (Vorarlberger Architektur Institut) in Dornbirn hat immer spannende Ausstellungen."
 

Architekturtipp Vorarlberg
Ein Bushäuschen der etwas anderen Art!  (c) Albrecht Imanuel Schnabel - Vorarlberg Tourismus


Genussreisen: Und wenn es um kulinarische Highlights geht, hast Du da auch ein paar Tipps für uns?

 

Simon Vetter: "Nachdem ich es eh schon erwähnt habe: Das Restaurant Hirschen in Schwarzenberg ist für mich ein Muss, wenn man offen für Modernes und Verrücktes ist. Aber nicht nur das Restaurant ist gut, im Bistro sind die Desserts und Kuchen von Raphaela eine absolute Offenbarung.

 

Dann wäre da für mich noch das Jöslar in Andelsbuch, das ist Laden, Kino und Lokal zugleich und hier gibt es die besten Drinks.

 

Ansonsten ist und bleibt einer meiner Lieblinge das Restaurant Weiss in Bregenz, die sind einfach cool dort und man kann ganz entspannt großartig essen, auch komplett vegetarisch, wenn man möchte.

 

Restaurant-Tipp Vorarlberg

Schweinsfilet mit Kellerbierjus, cremiger Riebelpolenta, Blattspinat und Senfkaviar mit Kellerbier (c) Angela Lamprecht - Vorarlberg Tourismus

 

Simon Vetter: Dann wäre da noch die Senfmanufaktur in Lustenau, deren Senfe total genial sind und ab nächstem Jahr kann man hier auch an Senf-Workshops teilnehmen, das wird super werden!"